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Giga-Projekt: Mexiko plant grünsten Flughafen der Welt

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Berlin ist weit weg von Mexiko-Stadt. Das mag ein Grund dafür sein, weshalb das Vorhaben der Regierung, dort einen der größten und zugleich nachhaltigsten Flughäfen der Welt zu bauen, weder Besorgnis noch Häme auslöst.

Auf 470,000 Quadratmetern soll sich der neue Airport erstrecken, mit einer Kapazität von 120 Millionen Passagieren im Jahr. Das sind fast vier mal so viele Fluggäste, wie der Flughafen Berlin-Brandenburg anpeilt, wenn er denn mal fertig ist.

Der Flughafen, der mit sechs Start- und Landebahnen und einem riesigen x-förmigen Terminal mit 95 Gates aufwartet, soll direkt neben dem aktuellen Hauptstadtflughafen „Benito Juárez“ entstehen. Der gilt als hoffnungslos überlaufen. Der Bau wird rund 120 Milliarden Pesos kosten, das sind umgerechnet etwa sieben Milliarden Euro.

Hinter dem Mammutprojekt stehen die Architekten-Legende Norman Foster, Fernando Romero, ebenfalls Architekt und Schwiegersohn des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim, und Netherlands Airport Consultants, die gemeinsam die Ausschreibung für das Projekt gewonnen haben.

“Nichts Vergleichbares auf der Welt”

Foster, Bauherr von Flughäfen wie London Stansted, Kuwait International und dem Weltraumhafen Virgin Galactic, sagt über sein ambitioniertes Vorhaben, „es wird nichts Vergleichbares auf der Welt geben.“

Das mag vor allem dann stimmen, wenn Foster seine Vorstellungen von Nachhaltigkeit wird umsetzen können. So möchte er auf den Bau mehrerer Terminals, die Transportlogistik wie Tunnels für Zubringerzüge erfordern, verzichten. Ein einziges zentrales Terminal spare Energie und Baumaterial. Dennoch verspricht er, dass die Gates zu Fuß erreichbar sein werden. So bleiben Passagieren Odysseen mit Zügen oder Bussen, wie man sie von anderen Großflughäfen kennt, erspart.

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So soll das Terminal von innen aussehen. Bild via Foster and Partners.

Der Flughafen wird ein riesiger Solarpark

Zudem soll der Flughafen nicht nur Regenwasser auffangen, behandeln und recyceln. Er soll auch wie ein riesiger Solarpark funktionieren. Dafür sorgen eingebaute Photovoltaik-Module auf dem Dachgehäuse.

Weitere Gebäude und Flächen mit Sonnenkollektoren sollen eine Leistung von bis zu 50 Megawatt erbringen. Genug, um den Flughafen zu einem großen Teil mit Energie zu versorgen.

Wichtig ist den Designern, das Tageslicht optimal zu nutzen. Daher ist das transparente Dach mit Tageslichtreflektoren sowie lichtdichten und lichtdurchlässigen Platten durchzogen. Sie sorgen für Schatten, die nötige Wärmedämmung und dass wenig zusätzliche Beleuchtung nötig wird. Außerdem dürfen Besucher sich darauf freuen, den Flugzeugen beim Landeanflug durch die Decke zuzusehen.

In Mexiko-Stadt fallen Vögel tot vom Himmel

Laut Foster wird es trotz der Hitze „die meiste Zeit des Jahres“ kaum oder gar nicht nötig sein, die Luft zu klimatisieren. Ein natürliches Ventilationssystem werde für angenehme Temperaturen sorgen. Klimaschutz – damit haben Foster und Kollegen einen neuralgischen Punkt getroffen. Denn Mexiko-City gilt als der Ort, an dem Vögel wegen der Luftverschmutzung, mitten im Flug tot vom Himmel fallen.

Von dem Projekt sollen vor allem die Mexikaner profitieren. Die Baustoffe will man daher aus heimischen Märkten “und wo immer möglich” aus nachhaltiger Produktion beziehen. Auf die Weise wird der Flughafen nach Angaben des Transportministeriums bis zu 160.000 neue Stellen schaffen, die überwiegend einheimische Arbeitskräfte besetzen.

Schon 2002 plante die damalige Regierung einen Großflughafen – Proteste von Bauern, die enteignet werden sollten, stoppten das Vorhaben damals. Der Flughafen soll nun auf Grundstücken der Regierung entstehen. Kritik, der Boden sei für den geplanten Bau nicht geeignet, wies der  Transportminister ebenfalls zurück.

Der Bau wird voraussichtlich Mitte 2015 beginnen. Bis 2020 sollen drei der geplanten Flug- und Landebahnen in Betrieb sein und den Transport von 52 Millionen Passagieren pro Jahr ermöglichen. Komplett fertig gestellt sein wird der neue Flughafen laut Foster and Partners allerdings erst 2062, also in knapp 50 Jahren. Das dürfte diejenigen, denen der Schlamassel um den neuen Berliner Flughafen die Laune vermiest, vielleicht etwas trösten.

 

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