Ausbeutung von Kindern in asiatischen Sweatshops: Das ist ein Klassiker unter den “Lieferkettenskandalen”. In einer globalisierten Welt müssen Unternehmen ihre Waren möglichst günstiger als die Konkurrenz anbieten. Also hängt hinter dem Endprodukt, etwa einer Jeans, eine komplexe Wertschöpfungskette, deren Glieder aus Lieferanten und Sub-Lieferanten bestehen. Sie helfen, sei es durch Material, Know-How oder Arbeitskraft, die Kosten niedrig zu halten.
Wenn ein Subunternehmen Menschen wie Sklaven behandelt, färbt das auf seine Kunden ab, wie im Sommer die britische Billigmodekette Primark zu spüren bekam.
Doch nicht nur um Image-Kratzer zu vermeiden, sollten Unternehmen ganz genau wissen, wie ihre Güter produziert werden. Auch der Klimawandel und knappe natürliche Ressourcen wie Wasser können die Geschäfte beeinträchtigen. Ein Dürre oder Hochwasser am anderen Ende der Welt entscheiden bei einer global verzweigten Lieferkette über Gewinn oder Verlust. Lieferunternehmen, die gegen den Klimawandel und Wasserrisiken gewappnet sind, sind daher die verlässlicheren Partner.
Deutsche Zulieferer gehören zu den nachhaltigsten – noch
Deutsche Zulieferer gehören im internationalen Vergleich zu den nachhaltigsten – noch jedenfalls. Denn laut der bis dato umfangreichste Studie zu Nachhaltigkeit und Umweltrisiken in Wertschöpfungsketten, die 3.396 Unternehmen weltweit analysiert, haben die Nachhaltigkeitsbemühungen von deutschen Lieferunternehmen in den vergangenen Jahren nachgelassen. So ist der Anteil der Unternehmen mit einem Klimarisiko-Management von 82 auf 72 Prozent geschrumpft.
Auch der Anteil der Unternehmen, die dem Carbon Disclosure Project (CDP), das die Studie gemeinsam mit Accenture erstellt hat, über ihre CO2-Emissionen berichtet, ist stark rückläufig (siehe Grafik C unten). Die Studienautoren empfehlen Deutschland, das in Sachen Nachhaltigkeit hinter Zulieferern aus Frankreich, dem Vereinigte Königreich und Spanien zurückbleibt, seine Bemühungen zu verdoppeln.
Denn als Lieferant Emissionen zu messen und transparent zu machen, ist laut Dexter Galvin vom CDP “der erste entscheidende Schritt”, um Klimarisiken für Partner überschaubar zu machen.
Gleichzeitig zeigt der Supply Chain Report 2014-15 (hier als PDF) aber auch, dass Deutschland im globalen Durchschnitt gut dasteht und nur beim Wasser-Risiko hinterher hinkt (Grafik A).
Das sind weitere zentrale Ergebnisse der Studie:
- Lieferketten in den USA, China und Italien sind in Bezug auf Klimarisiken “verwundbar”. Hier wurden keine ausreichenden Vorbereitungen getroffen, wie auch die folgende Grafik zeigt. Doch auch Indien und Kanada machen laut den Studienautoren zu wenig. Zulieferer aus Brasilien sind hier nahezu inaktiv – und das, obwohl das Land unter Wasserknappheit wie zuletzt in Sao Paolo leidet.
- Insbesondere bei der Zusammenarbeit mit Zulieferern liegen noch ungenutzte Potentiale für deutsche Unternehmen. Durch optimierte Lieferketten können sie die Umweltbelastungen reduzieren und durch mehr Nachhaltigkeit Geld einsparen. Sowohl in Sachen Zusammenarbeit (das veranschaulicht der Umfang der Länderblasen in der Grafik) als auch bei ihrem Return on Investment stehen Lieferanten aus China und Indien besonders gut da. Die Investitionen, die in beiden Ländern in die Reduktion von CO2 geflossen sind, haben sich nach zwei Jahren amortisiert.
- Japan ist der einzige der elf untersuchten Hauptlieferplätze, der gut auf Klimarisiken vorbereitet ist. Das hat aber nicht unbedingt mit der Katastrophe in Fukushima zu tun, wie Dexter Galvin sagt. Dort gäbe es schon seit Jahren Berichtspflichten.
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Der CDP Report 2014-15 zeigt, wo auf der Welt Lieferunternehmen am besten gegen den Klimawandel und Wasserrisiken gewappnet sind, wer die meisten vorbeugenden Maßnahmen einsetzt und wo Lieferanten die meisten Chancen aus den neuen Herausforderungen aufgreifen.
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